Grundlagen einer umfassenden Epilepsie-Behandlung (comprehensive care)
Epilepsien sind nach wie vor hochstigmatisierte Erkrankungen, die erhebliche berufliche und psychosoziale Konsequenzen mit sich bringen können. Die mit der Epilepsie u.U. verbundenen Beeinträchtigungen lassen sich nicht allein durch Art und Schwere der Erkrankung erklären, sondern sind immer auch durch gesellschaftliche Werturteile mit bedingt. Dies kann dazu führen, dass Menschen mit Epilepsie „abgewertet“ werden, d.h., dass Ihnen aufgrund ihrer Erkrankung pauschal bestimmte Fähigkeiten abgesprochen und bestimmte Defizite zugeschrieben werden.
Daher greift ein am klassischen medizinischen Krankheitsmodell orientierter Behandlungsansatz zu kurz, blendet er doch konsequent die gesellschaftlichen Bedingungsfaktoren aus. Ein nur auf gesellschaftlichen Bedingungsfaktoren bezogener Ansatz greift allerdings ebenfalls zu kurz, da er zum einen die komplexen Wechselwirkungen zwischen Fremd- und Selbststigmatisierung ausblendet und zum Anderen bestimmte berufliche oder psychosoziale Beeinträchtigungen eben doch durch Art und Schwere der Epilepsie bedingt sind.
Notwendig ist hier eine differenzierte, am Betroffenen orientierte Betrachtungsweise:
- Auf der einen Seite gibt es Menschen mit Epilepsie, bei denen die Auswirkungen ihrer Erkrankung auf ihre psychosoziale/ berufliche Situation schwerer sind als die Folgen der epileptischen Anfälle selbst, wo also Epilepsie eine soziale Behinderung darstellt.
- Auf der anderen Seite gibt es Menschen mit Epilepsie und zusätzlichen neuropsychologischen, psychischen und somatischen Beeinträchtigungen. Bei diesen Menschen sind diese Beeinträchtigungen das Hauptproblem, Epilepsie ist hier also eine funktionelle Behinderung.
Umfassende Behandlungskonzepte (comprehensive care) basieren daher nicht nur auf einer exakten Differentialdiagnostik der Epilepsie und einer darauf aufbauenden, den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen entsprechenden Therapie. Sie zeichnen sich vielmehr dadurch aus, dass in sie auch die Suche nach möglichen Auslösern epileptischer Anfälle und darauf aufbauender verhaltenstherapeutischer Therapieansätze integriert ist und vor allem die individuellen psychosozialen und beruflichen Auswirkungen der Erkrankung bei jedem Einzelnen mit berücksichtigt werden.
Eine umfassende Epilepsiebehandlung ist sowohl ambulant als auch stationär nur möglich in einem interdisziplinären Team, bestehend aus Epileptologen, Neuropsychologen, Psychologen, Sozialarbeitern, Arbeitsmedizinern etc., auf deren Erfahrungen und Kompetenz im Erarbeiten möglicher Problemlösungsstrategien im Einzelfall zurückgegriffen werden kann. In der Regel verfügen in Deutschland derzeit nur die Epilepsiezentren und Epilepsieambulanzen über eine derartige Ausstattung.
Behandlungsmöglichkeiten im Einzelnen
Es kann nicht oft genug darauf hingewiesen werden:
Die Grundlage jeder Behandlung ist die genaue Differentialdiagnose.
Leider ist es bei vielen Menschen mit Epilepsie aber immer noch so, dass die Epilepsiebehandlung auf Grundlage einer falschen oder unzureichenden Diagnostik begonnen wird.
Insbesondere bei Menschen, die zwei Jahre nach Krankheitsbeginn immer noch Anfälle bekommen oder zwar anfallsfrei sind, aber unter erheblichen Nebenwirkungen der Medikamentation leiden, sollte entsprechend der „goldenen Regel“ der Epilepsiebehandlung ein Facharzt mit speziellerer Kompetenz in der Epilepsiebehandlung hinzugezogen werden.
Darüber, welche Praxen und Ambulanzen auf die Behandlung von Menschen mit Epilepsie spezialisiert sind, gibt der Adressenteil auf dieser website Auskunft.
Im Folgenden geben wir einen Überblick über die Grundlagen der wichtigsten Behandlungsmöglichkeiten, die derzeit für Menschen mit Epilepsie zur Verfügung stehen.
- Medikamentöse Behandlung mehr unter http://www.epilepsie.sh/Medikamente.111.0.html
- Epilepsiechirurgie
- Vagus-Nerv-Stimulation
- EEG-Bio-Feedback Training
- Selbstkontrolltherapie
- Hilfsmittel